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v5.0 | 27 06 03
FREE:RE:PUBLIC 03


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FALTER, Nr. 24/03

Paradeprobleme

STRASSENUMZÜGE Die Wiener Love Parade hat Konkurs angemeldet, und auch die alternative FreeRePublic kämpft mit Schwierigkeiten: Die Polizei droht der Kundgebung ihren politischen Charakter abzusprechen.

THOMAS PRLIC

Weltfriedens-Demo oder sinnentleertes Partyspektakel, ein lebendiger Ausdruck von Jugendkultur oder schlicht kommerzielle Abzocke: Zumindest die alljährlichen Diskussionen bleiben den Machern der Wiener Love Parade heuer erspart. Während der Berliner Urversion des Straßenumzuges im vergangenen Jahr der Status einer politischen Demo aberkannt wurde, fällt das Wiener Pendant heuer überhaupt aus - die Veranstalter sind pleite. "Wirtschaftlich hat die Sache schon vom ersten Jahr an nicht funktioniert", sagt Christian Muzik, einer der drei Organisatoren der Parade. Den Veranstaltern gelang es nie, genügend Sponsoren für den rund 360.000 Euro teuren Umzug an Land zu ziehen. "Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass wir jemals etwas damit verdient haben." Heuer zogen die Paradisten schließlich die Notbremse, die Love-Parade-Gesellschaft meldete Konkurs an.

Ganz ohne Sponsoren und Werbebanner will die FreeRePublic-Parade seit zwei Jahren zeigen, dass man DJ-Musik auch mit politischen Statements verknüpfen kann. Bisher tuckerte die Alternativ-Kundgebung ähnlich der Loveparade auf LKWs über den Ring. Kommenden Samstag wollten die Organisatoren die "FreeRePublic 03"erstmals an einem fixem Standort abhalten - dem Karlsplatz.

Vergangene Woche verweigerte die Polizei jedoch die Genehmigung für die Veranstaltung. Laut Mitorganisator Martin Wassermair vom Netzkultur-Institut Public Netbase hätten die Exekutivbeamten erklärt, dass die Kundgebung am Karlsplatz aus Rücksicht auf die umliegenden Veranstaltungsorte wie den Musikvereinssaal oder die Staatsoper verboten werden müsse. "Es wurde auch angedeutet, dass uns im Nachhinein der Charakter einer politischen Versammlung abgesprochen werden könnte. In den Jahren davor stand das immer außer Streit." Die Veranstalter müssten im Falle der Aberkennung als politische Demo nicht nur den Polizeieinsatz bezahlen, sondern auch für anschließende Reinigungskosten aufkommen. Laut Wassermair wären alleine für das Polizeiaufgebot etwa 20.000 bis 25.000 Euro fällig. "Das ist eine Form von Zensur."

Neben diversen DJ-Crews und Clubveranstaltern machen auch heuer wieder Gruppen aus dem Sozial-, Kultur- und Bildungsbereich - etwa die ÖH, SOS-Mitmensch oder die IG-Kultur - bei der Kundgebung mit. Entsprechend breit gefächert ist auch der Forderungskatalog der Aktivisten - von der Abschaffung von Studiengebühren und Schubhaft über eine "aktive Friedenspolitik", "für eine Vielfalt freier Medien", bis hin zu "mehr Freiräumen statt der Kriminalisierung von Jugendkultur".

Warum die FreeRePublic heuer ihren politischen Status verlieren könnte, erklärt ein Beamter aus der zuständigen Abteilung der Wiener Polizei damit, dass sich der Inhalt der Kundgebung im Vergleich zum Vorjahr geändert hätte. Weil vergangene Woche noch keine neue Anmeldung bei der Polizei vorlag, wollte sich der Beamte aber nicht weiter dazu äußern. Der angemeldete "Umzug um den Karlsplatz" sei jedenfalls wegen der Sperre des Schwarzenbergplatzes nicht genehmigt worden - nach eigenen Angaben wollen die Aktivisten diesmal aber gar keinen Umzug veranstalten. Die Organisatoren haben sich den politischen Charakter ihrer Veranstaltung mittlerweile von einem Rechtsgutachten bestätigen lassen, und wollen die Kundgebung auf alle Fälle abhalten. "Wir lassen uns nicht aus dem Zentrum verdrängen", sagt Martin Wassermair. Wo die FreeRePublic diesmal tatsächlich stattfindet, soll erst im Lauf der Woche bekannt gegeben werden.

Fix ist dafür schon die Route der Regenbogenparade, die den Wienern nach dem Ausfall der Loveparade als einziger Straßenumzug erhalten bleibt. Die traditionelle Parade der Queer Community soll am 28. Juni über den Ring ziehen - vergangene Woche wussten die Organisatoren jedenfalls von keinen irgendwie gearteten Behördenproblemen zu berichten.