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KURIER, 8. Juni 2003

Party-Politik

von Michael Huber

Die Frage, wie politisch Partys sein können, ist alt, jedenfalls mindestens so alt wie die Love Parade. Die oft als kommerziell verschrieene Veranstaltung, die in Österreich bis zuletzt vor dem Gesetz als "politische Versammlung" galt, fällt heuer aus, weil die Veranstalter pleite sind. Doch die Diskussion geht weiter.

Derzeit ringen die Veranstalter der Wiener Musik-Demo "Free Republic" (www.freerepublic.at) mit der Polizei, die ihnen die Möglichkeit in Aussicht gestellt hat, dem Umzug den Charakter der politischen Versammlung rückwirkend abzuerkennen. In diesem Fall müssten die Veranstalter für Polizeischutz und Müllabfuhr selbst aufkommen, was sie in den Ruin treiben würde.

Dass die Veranstalter leidenschaftliche Regierungsgegner sind, die sich als Opfer politischer Willkür sehen, sei nur nebenbei erwähnt. Es ist aber wirklich etwas problematisch, Beamte über eine Veranstaltung urteilen zu lassen, die sich vielleicht nicht mit Jugendkultur auskennen und auf Anfrage nur meinen, dass "Musik spielen allein" noch keine Demo ausmache.

Tatsächlich ist es heute schon ein politischer Akt, irgendwo in der Sonne abzuhängen, ohne dabei etwas zu konsumieren oder sich von einem Handy-Hersteller sponsern zu lassen. Wie friedliche Aktionen mancher Globalisierungsgegner zeigen (siehe dazu www.reclaimthestreets.net), ist auch eine Party in der Straße oft eine Demo mit einem klaren Ziel: Mehr öffentlicher Lebensraum für junge Leute.