"Der
Standard"-online, 12.11.2000
::Hat Morak "wider besseren Wissens"
im Budgetausschuss die Unwahrheit gesagt?
:Thema die verschleppte Förderung
für Netbase Wien
Schwere
Vorwürfe gegen Kunststaatssekretär Franz Morak (V) erhebt
die Wiener Medien- und Netzkunstinstitution Public Netbase
in einer am Samstag verbreiteten Aussendung. Morak habe
im Budgetausschuss des Nationalrates "wider besseren
Wissens" erklärt, dass eine Entscheidung über den Förderantrag
2000 von Public Netbase deshalb noch nicht gefallen
sei, weil sich die Institution geweigert habe, die Wirtschaftsprüfung
gleich nach Anordnung über sich ergehen zu lassen. "Diese
Behauptung ist unwahr", stellt Public Netbase fest.
"Richtig ist, dass Public Netbase zwar stets auf die
politische Motivation dieser Auftragserteilung an ein
privates Wirtschaftsprüfungsunternehmen hingewiesen
hat, kein einziges Mal aber die Bereitschaft zur Zusammenarbeit
vermissen ließ", heißt es in der Aussendung, "Im Gegenteil:
Es wurde mit der KPMG Alpentreuhand GesmbH im Einvernehmen
ein Termin für den September festgelegt, weil die Veranstaltung
von World-Information.Org im Rahmen der Kulturhauptstadt
Brüssel 2000 im Zeitraum Juni bis August nicht gefährdet
werden durfte und Public Netbase t0 zudem die Urlaubswünsche
des mit der Prüfung befassten Mitarbeiters der KPMG
Alpentreuhand GesmbH berücksichtigen wollte."
Positiver Bericht Ende September
Hintergrund
ist die allen Beteiligten bekannte zunehmend kritische
Finanzsituation von Public Netbase. "Die Verhandlungen
ziehen sich schon seit April", berichtete Netbase-Geschäftsführer
Konrad Becker schon im September im STANDARD-Gespräch.
Es geht um rund fünf Millionen Schilling, die durch
hoch verzinste Kredite zwischenfinanziert werden. "Wir
sind aufgrund mündlicher Zusagen Verpflichtungen eingegangen,
die nun die konkursrechtlichen Rahmenbedingungen sprengen
könnten."
Obwohl ein Unternehmensberater Public Netbase ein positives
Gutachten ausgestellt hatte, ließ Morak sie ein zweites
Mal durchleuchten. Und auch die neuen Prüfer - ihr Bericht
lag schon am 24. September in der Rohfassung vor - kommen
zum Schluss: "Hinsichtlich der satzungsmäßigen und dem
Förderzweck entsprechenden Verwendung der Einnahmen
haben sich keine Beanstandungen ergeben."
"Hervorragendes Ergebnis"
Morak
selbst hatte die Öffentlichkeit darüber informiert,
dass Public Netbase mit World-Information.Org als eines
der ersten österreichischen Projekte in das EU-Kulturförderprogramm
Culture 2000 Eingang gefunden habe und hatte diese Entscheidung
angesichts von insgesamt 58 geförderten Projekten als
"hervorragendes Ergebnis" gewertet.
"Festzuhalten
ist auch, dass die KPMG Alpentreuhand GesmbH noch im
September die Prüfung von Public Netbase zu einem Abschluss
brachte. Wenn dem Staatssekretariat an einer raschen
und unvoreingenommenen Erledigung gelegen wäre, hätte
man bereits im Oktober 2000 in das Ergebnis Einschau
halten können, um in der Angelegenheit von Public Netbase
die längst überfällige Entscheidung zu treffen", heißt
es in der Aussendung von Public Netbase. Die Entscheidung
über den Förderantrag 2000 stünde daher - zu einem Zeitpunkt
der Budgetfestlegung für das Jahr 2001 - noch immer
aus.
"Verantwortung ausschließlich bei..."
Reagiert
hat daraufhin Moraks Büroleiter Helmut Wohnout: "Diese
Aussendung ist von den Tatsachen her falsch. Unwahre
Behauptungen werden durch ständige Wiederholung nicht
zutreffender. Die Prüfung von Public Netbase war keine
politisch motivierte, sondern wurde seitens des zuständigen
Beirates schon lange bevor Morak Staatssekretär wurde
empfohlen." Wohnout weiter: "Die Prüfung hätte im Frühjahr
stattfinden sollen, doch Public Netbase hat sich damals
geweigert. Die Alpentreuhand war immer bereit, die Prüfung
durchzuführen." Wohnout kommt zu dem Fazit: "Die Verantwortung
dafür, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist,
liegt ausschließlich bei Public Netbase."
Warum
es freilich "ausschließlich" an Public Netbase liegen
soll, dass das Kunststaatssekretariat ganze sechs Wochen
nach Bekanntwerden des positiven Berichtes der (zweiten)
Überprüfung sich immer noch nicht in der Lage sieht,
einen Bescheid auszustellen, das konnte oder wollte
Wohnout wohl nicht erläutern. Die mehrfach geäußerten
Vermutungen, das Kunststaatssekretariat wolle durch
pures Hinauszögern und Verschleppen unliebige Institutionen
in den Konkurs treiben, werden dadurch wohl auch nicht
entkräftet werden. (APA/red)
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