APA
Kunst/Kulturpolitik/Multimedia/Wien
KULT/11.04.2000
::Plattform "Public Netbase"
ab Mai 2001 nicht mehr im Museumsquartier
:Wegen Renovierungsarbeiten wurde
Prekarium widerrufen
Wien (APA) - Einen neuen Standort muss sich die im
Museumsquartier beheimatete Kulturplattform "Public
Netbase" ab Mai 2001 suchen. Mit Schreiben vom
5. April wurde die Initiative von der Errichtungs- und
Betriebsges.m.b.H. aus ihrem Vertrag, der eine grundsätzlich
kostenlose Benützung der Räumlichkeiten vorsah,
gekündigt. Damit würden, so "Public-Netbase"-Chef
Konrad Becker in einer Aussendung, rund 1.200 Kunst-
und Kulturprojekte, deren Provider man sei, "vor
dem Aus stehen". ****
Mit diesem Schritt würde die Entwicklung eines
"lebendigen und innovativen Kulturzentrums in Wien"
bedroht, so Becker weiter. Weder die österreichische
Kulturpolitik als auch die Verwaltung hätten offenbar
ein Interesse, Rahmenbedingungen für "engagierte
freie Kulturarbeit" zu sichern. Organisationen
wie "Public Netbase", die sich als Schnittstelle
zwischen Kunst und Kultur einerseits und Neuen Medien
andererseits versteht, seien damit "trotz oder
gar wegen unbestreitbarer" nationaler wie internationaler
Anerkennung in ihrer Existenz bedroht.
In Gesprächen mit der Museumsquartier Errichtungs-
und Betriebsges.m.b.H. sei "Public Netbase"
laut Becker stets als "unverzichtbarer und integraler
Bestandteil" des neuen Museumsviertels eingeplant
gewesen. Dabei wäre nicht nur der Verbleib der
Initiative in Aussicht gestellt, sondern sogar über
einen Ausbau der Präsenz Neuer Medien gesprochen
worden.
Neben der Kündigung zum 30. April 2001 sei "Public
Netbase" auch eine massive Beeinträchtigung
der Arbeit durch Renovierungsarbeiten ab Sommer 2000
angekündigt worden, klagte Becker. Gleichzeitig
spekulierte er damit, dass diese Instandhaltungstätigkeiten
nur ein Vorwand seien, um "einer der erfolgreichsten
Kulturinstitutionen Österreichs die Existenzgrundlage
zu entziehen". So seien etwa keine Ersatzräumlichkeiten
oder ein Termin für die Wiederbesiedlung in Aussicht
gestellt worden.
"Public Netbase" ist seit 1994 im Rahmen
eines so genannten Prekariums jederzeit kündbarer
Benutzer der Räumlichkeiten im
Museumsquartier. Die Initiative hat dabei keine Miete
zu bezahlen, muss aber die Betriebskosten selbst tragen.
In der ORF-Sendung "Treffpunkt Kultur" am
Montag Abend hatte Kunststaatssekretär Franz Morak
(ÖVP) versichert, dass die Kündigung auf Grund
der notwendigen Renovierungsarbeiten erfolgt sei und
nichts mit Budgeteinsparungen zu tun hätte.
Kritik an der Kündigung übte die Kultursprecherin
der Wiener Grünen, Friedrun Huemer, in einer Aussendung.
Sie betonte, dass unter anderem auch die Redaktion der
Kulturzeitschrift "Springerin" und das "Depot"
aus dem Museumsquartier weichen müssten. Verschont
geblieben sei ausgerechnet das einzig privatwirtschaftlich
geführte Unternehmen
"01".
(Schluss) aku/cm
APA317 2000-04-11/12:49
|