Kunst/Medien/Kulturpolitik/Österreich
KULT/05.03.2001
::Public Netbase erhält vom
Bund je eine Million für 2000 und 2001
:Subvention für 1999 betrug
2,3 Millionen - Konrad Becker: "Strukturelle Zensur"
durch Verzögerung und Wirtschaftsprüfung
Wien (APA) - Je eine Million Schilling Subvention erhält
die Wiener Internet-Kulturplattform Public Netbase t0
für 2000 und 2001, teilte Katharina Stourzh, Pressesprecherin
von Kunststaatsekretär Franz Morak (V), der APA
auf Anfrage mit. Ein Brief an Public Netbase sei unterwegs.
Für 1999 habe die Subvention noch 2,3 Millionen
betragen. Für Konrad Becker, Leiter von Public
Netbase ist mit dieser Kürzung von mehr als 50
Prozent die Absicht von Kunststaatssekretär Franz
Morak (V) erkennbar, "auf diesem Weg mit Public
Netbase Schluss zu machen."
Als Begründung für die Subventionskürzung
nannte Stourzh, es sei auf Grund der Endergebnisse des
Prüfberichts der KPMG Alpentreuhand GesmbH und
auch nach einer erneuten Beantwortung eines Fragenkatalogs
durch Public Netbase nicht möglich gewesen, Personalkosten
und die Mittelverwendung der einzelnen Projekte eindeutig
zuzuordnen. Weiters habe Public Netbase für 1999
zusätzlich Subventionen in Höhe von einer
Million Schilling vom damaligen Bundeskunstkurator Wolfgang
Zinggl bezogen, dies aber nicht, wie den Förderrichtlinien
entsprechend, bekannt gegeben. Diese Subvention sei
zudem nur zur Hälfte aufgebraucht und der Rest
für 2000 umgewidmet worden. Außerdem habe
der Medienkunstbeirat die künstlerischen Aktivitäten
von Public Netbase in den vergangenen beiden Jahren
als sehr gering eingeschätzt.
Becker kontert, der seit 24. November vorliegende Prüfbericht
halte eindeutig fest, dass hinsichtlich der satzungsmäßigen
und dem Förderzweck entsprechenden Verwendung der
Einnahmen sich "formal keine Beanstandungen ergeben"
hätten. Die untersuchten Projektabrechnungen enthielten,
zitiert Becker, "keine Ausgaben, die offensichtlich
und in der formalen Zuordnung nicht in Zusammenhang
mit den entsprechenden Projekten stehen." Doppelte
Subventionen, zu deren Beantragung man angehalten sei,
seien alle ordnungsgemäß abgerechnet und
für korrekt befunden worden. Und schließlich
habe der Medienkunstbeirat bereits im vergangenen Frühjahr
sehr deutlich gegen die "Schikanepolitik"
des Kunststaatssekretariats Stellung bezogen. Auch der
von Morak als neues Beiratsmitglied einberufene Winfried
Ritsch habe Public Netbase "nicht nur eine große
internationale Beachtung" attestiert, sondern auch
befunden, die Netzkunst in Österreich profitiere
davon insgesamt in ihrer Zukunftsentwicklung.
Becker spricht daher von "struktureller Zensur"
durch Verzögerung und Wirtschaftsprüfung,
"und zwar gegen die Empfehlungen des Medienkunstbeirats
und die Stellungnahmen aus der Medienszene". Angesucht
habe man um je fünf Millionen für 2000 und
2001. "So können wir dauerhaft nicht existieren.
Unsere Zukunft hängt jetzt davon ab, inwieweit
die Stadt Wien sich für uns engagiert. Eine noch
ausständige Finanzierung von sechs Millionen für
2000 wurde seitens der Stadt bisher von der ÖVP
blockiert und die Entscheidung darüber nun neuerlich
verschoben, auf die nächste Stadtsenatssitzung
- nach den Wahlen." Bürgermeister Michael
Häupl (S) kündigte gestern, Sonntag, aber
an, der Stadtsenat werde die umstrittene (und von V-Kulturstadtrat
Peter Marboe für sein Ressort angeblich abgelehnte)
zusätzliche Förderung dann aber "mit
oder ohne Stimmen der ÖVP" beschließen.
(Forts. mögl.) leh/cm
APA263 2001-03-05/12:38
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