06. 12. 2001
::Public Netbase ist zahlungsunfähig:
"Von Tag zu Tag grimmiger"
:Netzkulturinitiative versucht,
Kündigungen "bis zum letzten
Moment" zu verhindern
Wien (APA) - Die Netzkulturinitiative Public Netbase
t0 ist zahlungsunfähig, berichtet die Tageszeitung
"Der Standard" in ihrer heutigen (Donnerstags-)Ausgabe.
"Das ist leider richtig", bestätigte
Leiter Konrad Becker gegenüber der APA. Der "Liquiditätsspielraum
ist ausgeschöpft, wir können keine Gehälter
ausbezahlen". Da der Schritt, die "Mitarbeiter
zu entlassen und die Internetprovider-Dienste einzustellen,
unwiderruflich ist, versuchen wir den Betrieb bis zum
letzten Moment aufrechtzuerhalten". Doch das werde
"von Tag zu Tag grimmiger".
"Unsere Mitarbeiter sind ja leidgeprüft.
Jetzt vor Weihnachten zählt das aber doppelt, würde
ich sagen", so Becker. Public Netbase hat vom Wiener
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) die Zusage,
dass die Basisförderung durch die Stadt Wien auf
drei Millionen S für 2001 (und 2002) verdreifacht
wird. Jedoch werde Public Netbase auch nach erhoffter
"raschest möglicher Auszahlung" der 3
Millionen S "nicht liquid. Obwohl wir auf die Notbremse
gestiegen sind, gibt es 2001 mindestens 2 Millionen
S Ausgänge, die nicht abgedeckt sind". Die
eine Million S, die nach Abdeckung dieser Ausstände
übrig bliebe, "reicht höchstens für
ein paar Wochen".
Die Hoffnung von Public Netbase richtet sich auf den
15. 1., an dem der Beschlussantrag der Grünen zur
Sicherung von Public Netbase beantwortet werde, so Becker.
"Spätestens dann müssen sich der Kulturstadtrat
und der Bürgermeister (Michael Häupl, Anm.)
outen, wie sie mit uns umgehen werden. Wir werden alles
tun, diesen Zeitpunkt zu erleben".
Inzwischen richtet auf Bundesebene die SPÖ-Kultursprecherin
Christine Muttonen in einer Aussendung einen Appell
an Kunststaatssekretär Franz Morak (V), "konstruktiv
zu einem Weiterbestand der Netzkulturinitiative Public
Netbase beizutragen". Morak lasse eine der engagiertesten
Institutionen "der österreichischen Netzavantgarde
offenen Auges in den Ruin laufen". Der "Umgang
der Bundesregierung mit den unabhängigen österreichischen
Netzkultur-Initiativen" sei "beschämend
für ein Land, das sich Kulturnation nennt".
1999 gab es vom Bund für Public Netbase 2,3 Mill.
plus Projektförderungen, 2000 und 2001 je eine
Million.
(Schluss) ley/cm
APA370 2001-12-06/14:19
|