27.11.2001
::Weitere Existenz von Public
Netbase "akut gefährdet"
:Trotz erhöhter Budgetmittel
seitens des Kulturressorts nicht genug Finanzmittel
für laufenden Betrieb
Wien (APA) - Die weitere Existenz von Public Netbase
t0 ist "akut gefährdet". Diesen Hilferuf
richtete die Netzkulturinitiative in einer Mitteilung
an alle Wiener Gemeinderatsmitglieder der SPÖ und
der Grünen, den Wiener Bürgermeister und an
die Wiener Stadträte Laska und Rieder. Die gekürzten
Bundes-Förderungen und die für den Wiedereinzug
von Public Netbase 2002 in das MuseumsQuartier (MQ)
nötigen Investitionen (rund 6 Millionen S) bewirken,
dass für den laufenden Betrieb keine ausreichenden
Finanzmittel zur Verfügung stehen, erklärte
Netbase-Leiter Konrad Becker heute, Dienstag, im Gespräch
mit der APA.
Ein internationales Projekt mit Australien habe man
schon absagen müssen, unter anderem sei auch die
Wiederaufnahme des Projekts "world-information.org"
im September 2002 in Amsterdam gefährdet. 2000
habe man inklusive der internationalen Gelder (EU und
internationale Projekte) 16 Millionen S Gesamtbudget
gehabt, 2001 nur noch "rund 6 Millionen".
Das habe für ein "Notprogramm" gereicht,
es sei jedoch ein Defizit angelaufen. Zum gegenwärtigen
Zeitpunkt würden Netbase bei Abdeckung des angelaufenen
Defizits rund 1 Million S für den laufenden Betrieb
2002 übrig bleiben. Damit wären nicht einmal
die Non-Profit-Internetservices für Künstler
und Kulturschaffende gesichert. Auf die Frage nach möglichen
Kündigungen meinte Becker, dass "Notfallszenarien"
durchgerechnet worden seien, Public Netbase jedoch "auch
personalmäßig relativ knapp besetzt"
sei. Mit einem Mitarbeiter "fallen gleich ganze
Bereiche" weg.
Obwohl Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) die
Verdreifachung der Basiszuschüsse seitens seines
Ressorts für 2001 und 2002 auf drei Millionen Schilling
zugesagt hat, wie auch aus dem Kulturstadtratsbüro
bestätigt wird, bedürfe es Mittel aus anderen
Ressorts, um die von Public Netbase eingereichten 10
Millionen Jahresbudget plus sechs Millionen Investitionsbeitrag
für den Wiedereinzug in das MQ aufzubringen. Die
sechs Millionen für den Wiedereinzug seien "keine
Luxusinvestitionen", sondern die "basics",
also "insbesondere auch technische Reinvestitionen".
Trotz anfallender Investitionskosten wolle man nicht
auf die zusätzlichen Veranstaltungsflächen
im MQ verzichten, so Becker. Diese seien für das
"institutionelle Selbstverständnis grundlegend".
"Wir haben alles getan, um die verschiedenen Stellen
(Finanzressort und Jugend/Bildung, Anm.) zu informieren.
Bis jetzt hat sich aber überhaupt nichts bewegt",
meinte Becker. Obwohl einige Mitglieder der Stadtregierung
"meinen, dass es eine Blamage wäre, nach Jahren
der Aufbauarbeit eine sehr renommierte Institution zugrunde
gehen zu lassen, gibt es momentan keine Anzeichen, dass
das Ruder herumgeworfen und tatsächlich eine Lösung
gefunden wird".
Mailath-Sprecherin Saskia Schwaiger betonte gegenüber
der APA, dass es laufende Gespräche mit Public
Netbase über eine Finanzierung gibt, die die Initiative
auch langfristig absichern würde. Für diese
Finanzierung gebe es "viele Möglichkeiten",
Public Netbase sei "ja keine reine Kulturgeschichte".
Genauere Angaben wollte sie über die "laufenden
Gespräche" nicht machen. Mailath-Pokorny sehe
die Netzkultur und Medienkunst als "einen seiner
Schwerpunkte". Es sei auch der Bund gefragt, "wieder
Verantworung zu übernehmen" (1999 gab es von
dieser Seite 2,3 Mill. plus Projektförderungen,
2000 und 2001 je eine Million, Anm.). Die Wiener Grünen
haben am 19. 11. im Gemeinderat einen Beschlussantrag
bezüglich Public Netbase eingebracht, der einen
Antrag auf Budgetmittel in der von Public Netbase genannten
Höhe beinhaltet.
(Forts. mögl.) ley/whl
APA442 2001-11-27/13:49
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