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KULT/09.07.2001
::MQ versus Public Netbase:
Gerichtliche Schritte stehen im Raum
:"Wenn keine einvernehmliche
Lösung gefunden wird, muss etwas unternommen werden",
so Geschäftsführer Wolfgang Waldner
Wien (APA) - In eine neue Runde gehen die Unstimmigkeiten
im MuseumsQuartier (MQ). Nach einem Gespräch zwischen
der Netzkulturinitiative Public Netbase t0, die sich
weigert, ihre Räumlichkeiten im MQ zu verlassen,
und Vertretern der Geschäftsführung des MQs
am Freitag (6. 7.) stehen nun erstmals gerichtliche
Schritte im Raum: In einer Aussendung von Public Netbase
heißt es, Wolfgang Waldner, Geschäftsführer
der Museumsquartier Betriebsgesellschaft, habe mit einer
"Räumungsklage" gedroht. "Es hat
geheißen: Man wird gerichtlich gegen uns vorgehen
im Sinne einer Räumung", präzisierte
Konrad Becker, Leiter von Public Netbase, heute, Montag,
gegenüber der APA.
Waldner hat nach eigenem Bekunden zwar "das Wort
Räumungsklage nicht in den Mund genommen",
lässt sich jedoch derzeit von seinem Anwalt beraten:
"Wenn keine einvernehmliche Lösung gefunden
wird, muss etwas unternommen werden", so Waldner
heute gegenüber der APA. Zeitrahmen nannte er keinen.
Waldner meinte, es enstünde "schwerer wirtschaftlicher
Schaden", sollten nicht alle vorgesehen Räume
- darunter die von Public Netbase - in der zweiten Bauphase
renoviert werden können. "Das ist schon jahrelang
bekannt".
Waldner weist den von Public Netbase vorgeworfenen
Mangel an Dialogbereitschaft - Becker: "Ich sah
da nicht einmal den Ansatz einer Kompromissbereitschaft"
- zurück: "Der einzige Zweck unseres Gesprächs
am Freitag war ja der Dialog". Es sei darum gegangen,
die "Routineformulierungen", die der an Public
Netbase im Vorfeld übermittelte Vorvertrag "natürlich"
enthalten habe, "im Gespräch zu klären.
Das wurde von Public Netbase abgelehnt", so Waldner.
Public Netbase, die sich derzeit in einem Zelt von
militärischem Erscheinungsbild in einem Hof des
MQs "verschanzen", widersprechen: "Es
wurde uns relativ früh vom MQ-Rechtsanwalt, der
das Gespräch in der Hauptsache mit uns geführt
hat, klar gemacht, dass er den Auftrag habe, nicht mit
uns über Details des Vertrages zu verhandeln. Andernfalls
würde das Gespräch sofort abgebrochen",
so Becker, der monierte, dass der ebenfalls anwesende
Waldner "nur dann in das Gespräch eingegriffen
hat, wenn er etwas ergänzen und zumeist verschärfen
wollte". Das "einzige Zugeständnis war,
dass die offensichtlichen Mängel im Vorvertrag"
behoben werden sollten. "Zum Beispiel, dass man
unterschreibt, die Hausordnung anzuerkennen, die es
noch gar nicht gibt", so Becker. Aber: "Es
wurden gar keine Zweifel uns gegenüber offen gelassen,
dass man alle Rechtsmittel ausschöpfen werde".
Und "das ehest möglich".
Neben gegenseitig vorgeworfenem "parteipolitischen
Agieren" und anderen Dementis und Gegendementis
über beiderseitige Aussagen ist der eigentliche
Streitpunkt der Vorvertrag samt Mietvertragsentwurf
für Public Netbase im MQ. Die Netzkulturinitiative
möchte ihre bestehenden Räumlichkeiten von
derzeit rund 300 Quadratmeter auf rund 1000 ausweiten
(Becker: "Das ist natürlich eine Verhandlungssache").
Dies wird von Waldner abgelehnt. Weiters ist Public
Netbase mit der ausschließlichen Widmung der vorgesehenen
Räumlichkeiten für Bürozwecke nicht zufrieden:
"Das widerspricht unserem Auftrag und den Vereinsstatuten",
so Becker. Und: "Waldner hat uns noch nicht gesagt,
wo sich diese Räumlichkeiten überhaupt befinden
werden. Er will uns offensichtlich in den Keller oder
ins Dachgeschoß geben, ohne das auch nur zu sagen",
so Becker.
(Schluss) ley/leh
APA307 2001-07-09/13:38
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